Clara begegnet Elias beim Verkaufstermin ihres Hauses. Er weckt durch seine forsche, ungezwungene Art sofort ihr Interesse und auch er fühlt sich von der schroffen, direkten Clara unmittelbar angezogen. Zufällig treffen sie bei der Premiere von Elias neuem Theaterstück wieder aufeinander und spätestens da wird ihnen klar, was sie füreinander empfinden: Liebe auf den zweiten Blick! Elias trennt sich von seiner Partnerin, Clara entschließt sich, ihr selbst gewähltes Alleinsein zu beenden und sie lassen sich auf eine Beziehung ein. Trotz seiner fast erwachsenen Tochter, trotz ihrer dementer Mutter, trotz großem Altersunterschied. Aber wie tragfähig ist diese Liebe, wie belastbar im Alltag? Diese Frage wird relevant, als Clara ein lukratives Jobangebot im 600 Kilometer entfernten Hamburg annimmt und die Beziehung dadurch auf eine harte Probe stellt.
Große Themen werden hier also verhandelt: Liebe (die eine große), das Alter und der Altersunterschied zwischen beiden (sie älter als er), das Leben (das richtige). Wer die Bücher von Ewald Arenz kennt, weiß, dass diese Themen bei ihm durchaus gut aufgehoben sind. Mit feiner Feder zeichnet er die Charaktere seiner Protagonist:innen, die Dialoge fließen geschliffen und mit einer Prise Humor gewürzt dahin, die Gefühlswelten sind gut nachvollziehbar.
Für meinen Geschmack hat er es jedoch mit dem äußeren Setting in diesem Roman etwas übertrieben. Ohne zu viel verraten zu wollen, sei nur so viel gesagt, dass äußere Umstände den Verlauf der Geschichte in eine Bahn lenken, die das Agieren der Beiden und den Fortgang des Romans fast zwangsläufig erscheinen lassen. Ein freies Verhandeln der „großen Liebe“ für sich selbst und auch miteinander hätte ich deutlich interessanter gefunden.
Nichtsdestotrotz ein schönes Buch und auf jeden Fall gelungene Unterhaltung mit einer guten Dosis Humor und Nachdenklichkeit.
Bernhard Sinn
Ewald Arenz, Die Liebe an miesen Tagen, DuMont Verlag, 2023, 379 Seiten