In diesem Kriminalroman geht es um eine neue Extremsportart: das Wattwandern. Nicht, was ihr jetzt denkt: Schuhe aus und dann lustig durch den Schlick schliddern. Hier ist das eine ernste Angelegenheit und nur etwas für Profis. Die drei Besten kommen aus Norddeutschland. Sie nehmen ausschließlich Routen, die eigentlich nicht zu bewältigen sind. Wenn die Wetterlage passt, muss man los, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Die schwierigste Route überhaupt, sozusagen der „Mount Everest“ der Wattwanderer, ist der Weg von Manslagt an der holländischen Küste nach Borkum. Jetzt ist es endlich soweit: das Wetter stimmt, die Profiwanderer Klaus und Peter gehen los.
Am nächsten Morgen findet die holländische Küstenwache einen Toten auf einer Sandbank im Grenzgebiet. Sie nehmen ihn mit, damit die ablaufende Flut ihn nicht ins Meer spülen kann. Damit ist aber noch nicht geklärt, wer überhaupt zuständig ist. Bis die Polizeichefs unter viel profilneurotischem Gerangel ausgemacht haben, wer denn jetzt tätig werden darf, kommt von der deutschen Polizei aus Aurich schon mal „Der Holländer“ angereist, um inoffiziell ein bisschen zu ermitteln. Liewe Cupido ist auf Texel geboren und aufgewachsen, kennt sich also mit dem Meer und dem Menschenschlag an der Küste aus. Er hört sich um und findet die eine oder andere Ungereimtheit, zum Beispiel, dass der Tote sich anscheinend selbst gegen die Strömung fortbewegt hat. Möglicherweise hat man es hier also mit einem Unglück zu tun, das zumindest kein Unfall war.
„Der Holländer“ ist ein eher ruhiger Kriminalroman, wenn es so etwas in diesem Genre überhaupt geben kann. Sehr atmosphärisch. Wenn man an die deutsche oder niederländische Nordseeküste in Urlaub fährt, ist es geradezu ein Muss. Nicht klamaukig wie so viele lustige Regionalkrimis, nicht blutrünstig, eher psychologisch interessant und spannend sowieso. Besonders begeistert bin ich vom Extrem-Wattwandern. Das ist vermutlich ausgedacht, aber eine geniale Idee! Man hat sofort Lust, im nächsten Urlaub zumindest die harmlose Touri-Variante zu buchen und sich dann vorzustellen, man sei Peter oder Klaus auf Expedition. Oder lieber Peter, für Klaus geht es nicht ganz so gut aus.
Bärbel Hanauske