Chris steht in der Abendsonne im Park und sieht den Leuten zu. Chris hält sich selbst für sozial nicht sonderlich begabt. Aber dann kommt Koller und bietet ihm einen Kaugummi mit Pfirsichgeschmack an. Koller, der Schöne. Der mit den pinken Fingernägeln, die der Welt zeigen, dass sie ihn mal gernhaben kann, und der macht, was er will. Koller, der die vielen falschen Worte nicht sagt, die wenigen richtigen aber schon. Der, in den man sich sofort verliebt.
Chris geht mit Koller. Sie wollen ans Meer fahren, jetzt sofort. Aber dann werden Umwege erforderlich. Nach 5 Tagen haben die beiden sehr viele Kilometer in einem alten Polo II zurückgelegt und sich erst einmal geküsst. Sie haben sich herausgefordert und angeschrien, sich gegenseitig unterstützt und die wunden Stellen ihrer Seelen gesehen. Koller hat viel geweint, denn er ist ein Mann, der weinen kann, einfach so. Und Chris, der sich eigentlich auf niemanden einlassen kann, ist verliebt bis ins Mark.
Dieses Buch ist eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die so witzig ist und so anrührend, so dicht geschrieben, mal schnodderig und mal poetisch, dass man das Buch am Ende zuschlägt und sofort wieder öffnet, um es noch einmal zu lesen. „Koller“ ist ein Roadtrip und irgendwie geht es auch um Familie. Es geht darum, den anderen Menschen unbedingt so anzunehmen, wie er ist. Sich aufeinander einzulassen, auch wenn alte Prägungen und Kränkungen das fast unmöglich erscheinen lassen. Und das alles in nur sieben Tagen und auf nur 176 Seiten. Eine unbedingte Empfehlung.
Bärbel Hanauske