Melody ist Martin Suters neues Buch. Ein sauber ausgearbeiteter Plot, flüssig zu lesen, in dem wir bald nach dem Einstieg mitraten können, welche der vielen verschiedenen Fährten zum Ende führt. Was unbedingt davon abhalten sollte, vorab schon in die letzten Seiten hineinzulesen, da man sich damit selbst um das Rate- und Lesevergnügen bringen würde.
Das Ganze spielt in einer Welt, die Martin Suter noch aus seinem eigenen Berufsleben in der schweizerischen Wirtschaft kennt, bevor er beschloss, sich der Schriftstellerei zu widmen.
Wir begegnen einem pensionierten Nationalrat, vielseitig vernetzt in Politik und Wirtschaft, den Gepflogenheiten seines Standes und seiner Generation verbunden. Eine Klasse, in der es üblich war, zunächst eine Offizierslaufbahn einzuschlagen, um später in der Wirtschaft Karriere zu machen. In der das Wissen, zu welcher Mahlzeit und welcher Gelegenheit welche alkoholischen Getränke zu genießen sind, Teil der Gesellschaftsfähigkeit ist. In der beruflicher und gesellschaftlicher Erfolg durch den Betrieb eines Anwesens mit Köchin und Fahrer ebenso zu dokumentieren ist, wie durch eine Sammlung von Luxusautos.
Eine Welt, in der trotz aller Statussymbole innere Leere herrscht. Alles scheint nur Konvention und Geld untergeordnet zu sein und man trauert dem Lebensmoment nach, als der Mut zur Abzweigung zu einer künstlerischen oder zumindest Sinn stiftenden Tätigkeit verpasst wurde.
Diese Leere wird mit der Liebe zur exotischen, jüngeren Melody gefüllt. Um die sich dann etwas entspinnt – ja was nun: Ein Kriminalfall? Die Erzählung einer verlorenen Liebe? Eine melodramatische Obsession? Oder etwas von allem? Das wird erst im Lauf der Handlung nach etlichen Irrungen und Wirrungen aufgedeckt.

Eckhard von Knorre

Martin Suter, Melody, Diogenes 2023, 336 Seiten

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