Es geht um die israelische Familie Shuster, die im Silicon Valley lebt. Aus Israel sind sie hierher gezogen, damit ihr Kind in Frieden und Sicherheit aufwachsen kann. Der Vater Michael ist CEO bei einer Softwarefirma , die Mutter Lilach arbeitet weit unter ihren Qualifikationen in einer Seniorenresidenz und der 16-jährige Sohn Adam ist ein typischer Teenager: verschlossen, in sich gekehrt, er hat eigentlich keine Freunde – die Mutter macht sich Sorgen. Sie versucht, so gut es geht den Kontakt zu ihrem Kind zu halten, aber besonders erfolgreich ist sie eigentlich nicht.

Adam wird zu der Party eines Mitschülers eingeladen. Er will eigentlich nicht hingehen, aber sein Vater nötigt ihn: das Kind soll in sozialen Dingen besser werden und endlich Freunde finden. In der Nacht ruft Adam aufgelöst seine Eltern an: Sie müssen ihn abholen, denn es hat auf der Party einen Todesfall gegeben. Ein schwarzer Junge, Jamal Jones, ist tot zusammengebrochen, ein schreckliches Unglück.

Doch in den Tagen danach kommen Gerüchte auf: Jamal habe Drogen genommen. Jamal sei etwas in sein Getränk gemischt worden. Adam Shuster habe etwas mit dem Jamals Tod zu tun. Es tauchen Schmierereien an der Schule auf „Der Jude hat den Schwarzen auf dem Gewissen“. Die Eltern halten das für ausgeschlossen. Sie kennen doch ihr Kind. Adam ist ein guter Junge, der so etwas niemals tun würde. Aber es stellt sich heraus, dass es Dinge gibt, die Adams Eltern nicht wussten. Was hat der Junge ihnen noch verschwiegen? Hat er etwas mit Jamals Tod zu tun oder nicht?

„Wo der Wolf lauert“ ist ein sehr spannender und psychologisch dichter Roman über eine Familie in einer Extremsituation. Zugleich geht es auch um Rassismus und Antisemitismus in den USA. Eine tolle Geschichte, die mit einer überraschenden Auflösung aufwartet.

Bärbel Hanauske

Ayelet Gundar-Goshen, Wo der Wolf lauert, Kein & Aber 2021, 352 Seiten

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