So fühlt es sich an. Wenn du als junger Mensch in einem kleinen Kaff auf Land irgendwo bei Hannover lebst und irgendwie anders bist als die anderen. Draußen feiern die Leute - und du selbst?
Anders sind:
Timo, der Pflanzenmensch. Er scheint stofflich eher eine Rankpflanze zu sein, die sich sofort um alles schlingt.
Richard. Je näher ihm seine Mitmenschen kommen, desto stärker werden sie von Langeweile und Lethargie heimgesucht. Keine:r kann sich für das interessieren, was er sagt, weil man einfach nicht aufnahmefähig bleiben kann vor lauter Ermattung. Nicht mal seine Mutter kann sich das Gähnen verkneifen.
Valerie wird von ihrem Körper aus dem Verkehr gezogen. Sie schläft manchmal tagelang oder eine ganze Woche am Stück. Ihre Eltern sind aus Kasachstan eingewandert und auch mit ihrem deutschen Pass wird sie immer die Russin bleiben. Sie sagt:„Ich mag nicht mehr an einem Ort sein, an dem kein wir mich mitmeint.“
Die drei Russenjungs, Dima, Danik und Doktor Dobrin, hängen sowieso immer am Rand der Gesellschaft ab. Niemand traut ihnen legales Handeln zu. Also, was soll man da machen? Man kann ja die Leute nicht enttäuschen.
Alle versuchen zurechtzukommen, mit dem Anders-Sein, mit Schule, mit den Erwartungen. Manche haben das vielleicht nicht geschafft, denn immer wieder verschwinden junge Menschen aus dem Dorf. Haben sie einen Ausweg gefunden? Was steckt dahinter? Das müssen die Zurückgebliebenen jetzt mal klären.
Der magische Realismus in diesem Roman ist ein sehr gelungenes Stilmittel, um den Dingen eine zusätzliche Dimension zu geben. Genaue Beobachtung, Witz, originelle Ideen – das alles inmitten der Tristesse vom Aufwachsen in der Provinz. Ein eindrucksvolles Debüt und ein großes Vergnügen für alle, die ihre Jugend auch in einem niedersächsischen Dorf absolviert haben – so wie ich.
Wir freuen uns: Sven Pfizenmaier kommt zur Lesung zu Buch zum Wein:
am 06.09.22 um 19.30.
Bärbel Hanauske
Sven Pfizenmaier, Draußen feiern die Leute, Kein & Aber 2022, 339 Seiten