Was für ein wunderbares Buch! Ich liebe Bücher, die mich überraschen. Und das ist Syd Atlas mit ihrem neuen Roman absolut gelungen. Ohne Instagram hätte ich es wohl übersehen aber es gibt so viele begeisterte Rezensionen, da dachte ich mir, einen Versuch ist es wert. Volltreffer. Das ist wirklich eine sehr anrührende Coming of age Geschichte. Eine Geschichte über Liebe und Freundschaft und über das Leben und den Tod.

Sommer 1977 in Brooklyn. Juliette und David sind beste Freund:innen seit frühester Kindheit. Inzwischen sind sie siebzehn und es stehen tiefgreifende Veränderungen an. Beide sind auf dem Sprung ins College, als David schwer erkrankt und jede Zukunftsplanung in Frage gestellt wird. Als Juliette sich auf einen Flirt mit dem Pizzaboten Rico einlässt, kommt plötzlich Bewegung ins System. David muss sich klar machen, was er wirklich für Juliette empfindet und er muss handeln, wenn er sie für sich gewinnen will. Viel Zeit bleibt ihm womöglich nicht. Und dann fällt plötzlich der Strom aus…

Die Geschichte von Juliette und David geht wirklich zu Herzen. Es ist lange her dass mir beim Lesen wirklich die Tränen geflossen sind. Natürlich ist so eine rührende, gefühlvolle Geschichte auch immer nahe am Kitsch aber hier passt die Dosis. Die Charaktere sind bis in die Nebenrollen einfach interessant und sehr liebevoll gezeichnet. Ein bisschen schräg mit Ecken und Kanten, alles andere als Abziehbilder, so wie ich es liebe. Die Dialoge sitzen und die Geschichte hält einige unvorhersehbare Wendungen parat. In Teilen hat mich das Buch an die andere große Freundschaftsgeschichte erinnert, die gerade kursiert, Morgen, Morgen und wieder Morgen von Gabrielle Zevin. Beides tolle Bücher, wobei mir Es war einmal in Brooklyn näher gegangen ist aber das ist natürlich sehr persönlich.

Auf jeden Fall ein absoluter Tipp für allerbeste Leseunterhaltung! 👏🥲

Bernhard Sinn

Syd Atlas, Es war einmal in Brooklyn, Kindler Verlag 2023, 288 Seiten

Weitere Blogbeiträge

13/12/2021

Zeruya Shalev, Schicksal

Ein berührender Roman, der uns Israel damals und heute näher bringt...
24/02/2024

Yishai Sarid, Schwachstellen

Ich bin mir bei diesem Buch nicht sicher, wo ich es einordnen soll. Handelt es sich um eine Dystopie? Sicherlich im Hinblick auf die vorherrschende düstere und pessimistische Gesamtstimmung des Romans und der abgebildeten Gesellschaft. Andererseits sind viele der beschriebenen geheimdienstlichen Technologien und Möglichkeiten längst technisch umsetzbar oder gängige Praxis. Nicht umsonst spielt der Roman größtenteils in Israel. Wer also hier an die israelische Spähsoftware Pegasus denkt, ist sicherlich auf der richtigen Fährte...
11/02/2023

Virginie Despentes, Liebes Arschloch

Virginie Despentes ist zurück. Und wie! Mit Liebes Arschloch schließt sie nahtlos da an, wo sie mit der großartigen Vernon Subutex Trilogie aufgehört hat. Schon allein der Titel sagt alles. Es wird geschimpft, geflucht, gehasst...