Ein Roman, der von einer Nacht in Berlin handelt - ein Berlin-Roman also? Irgendwie schon, aber auch mehr als das.
Die Personen: Ein erfolgreicher Drogendealer. Eine ehrgeizige Notfallsanitäterin, die Ärztin werden will. Eine engagierte Polizistin. Ein Taxifahrer, der Geld braucht. Ein Türsteher in einem angesagten Club, der schon fast alles gesehen hat. Einer, der in einem Hostel Nachtschicht macht, desillusioniert. Eine Fahrradkurierin, die sich zu viel zumutet. Eine Kioskbesitzerin, die überfallen wird.
Thorsten Nagelschmidt folgt diesen Menschen durch das nächtliche Berlin, wo sie ihrer Arbeit nachgehen und sich von Wünschen und Hoffnungen oder sogar Träumen leiten lassen. Oder die all ihre Illusionen verloren haben, wütend oder resigniert sind. Manchmal kreuzen sich ihre Wege, manche sind miteinander verbunden und doch ist jede und jeder für sich allein unterwegs und verfolgt ihre und seine Ziele.
Als Leserin habe ich sie mit wachsendem Interesse begleitet, bin immer tiefer in den Sog der erzählten Geschichten geraten; diese Menschen sind mir nahe gekommen, ich war gefesselt von so viel dichtem Leben.
Großartig gemacht! Chapeau!
Marianne Friedrich
Thorsten Nagelschmidt, Arbeit, Fischer Verlag 2020, 336 Seiten